Vergebung
Ich bitte um Vergebung
Meine Worte rauschen an Dir vorbei
Längst ist die Wut ein Teil von Dir geworden
Ich begegne der hässlichen Fratze Deines Hasses
Auf mich, auf Dich, auf die Welt
Deine Augen schießen Pfeile
geschnitzt aus Deiner enttäuschten Hoffnung
auf ein besseres Leben
auf Erlösung
auf eine beständige Liebe
Nicht erfüllte Träume türmen sich auf
erfüllen den Raum
Messer zerschneiden die Luft
geschmiedet aus Angst
vor dem Alleinsein
vor dem Absturz
vor der Begegnung mit Dir Selbst
Die Reue in mir
vermag Deine Schmerzen nicht aufzulösen
besänftigt Deine Wut nicht
denn sie reicht weit über die Geschehnisse heraus
Über Jahre hast Du sie gesammelt
immer wieder säuberlich verpackt
und in eine Kammer eingeschlossen
Nebenan Deine Tränen
in bauchigen Karaffen
gefüllt bis zum Rand mit Trauer
So will ich mir nun selbst vergeben
meine Fehler sollen mich lehren
Milde und Verständnis mögen den Weg pflastern
den ich gehe, zu dem Haus,
in dem noch viele Räume leer sind
und dort meine eigene Kammer öffnen
und Verborgenes entdecken
© Sophie Bachmann, 2021