Träume begraben
Heut‘ begrab ich einen Traum.
Er hatte in mir so unendlich viel Raum,
er hätte mich fast erdrückt,
fast wär‘ ich erstickt.
Ich schaufel das Grab,
seh nieder auf den Sarg,
der Traum ruht friedlich,
im Tod fast niedlich.
Mich umgibt Leere,
Verzweiflung und Schwere,
mein Atem geht schwer,
ich kann nicht mehr.
Kann nicht mehr hoffen,
dass er wahr wird,
es macht mich betroffen,
dass ich aufgeb‘.
Denn Aufgeben gehört nicht in mein Repertoire,
doch in diesem Moment, da ist es wahr:
Ich kapituliere, da ich mich sonst ruiniere.
Mein Atem wird ruhig.
Ich finde Frieden.
Im Magen noch mulmig
fühl ich: ich will lieben.
Die neue Liebe,
sie hat ihn vertrieben,
den Traum, den ich träumte,
dem ich so viel einräumte,
denn die neue braucht Platz,
mein Herz macht einen Satz.
Ich möchte das Neue,
die schöne, starke, scheue,
die freie Liebe.
Mein Körper erschöpft.
Der Traum – geköpft.
Das klingt so martialisch,
so drastisch, so mörderisch.
Es war einfach nötig.
Es war einfach fällig.
Die Tür ist jetzt zu
und ich hab‘ Ruh.
© Sophie Bachmann, 2020