Radikal
Du hast mich radikal genannt.
Und dabei etwas mein Wesen verkannt.
Denn die, die ich im Spiegel sehe,
die bemüht sich jeden Tag
und sie steht auch an Deiner Seite,
glaub ihr doch, wenn sie Dir sagt:
Wir sind hier,
um zu vergeben,
uns zu schützen,
jeden Tag.
Komm,
spring mit mir in die Pfützen,
teilen wir den Regentag?
Lass uns unsre Augen öffnen,
nicht verschließen vor dem Leid.
Als Lösung
seh ich nur den Frieden,
Mut und tiefe Menschlichkeit.
Arme öffnen,
Hinzusehen,
Mitzufühlen,
Hin zu gehen,
Zartes in die Welt zu bringen,
Das Herzchen auf der Zunge tragen.
Ein Lied
mal laut, mal leise singen.
Ein warmer Tee in einem Magen.
Und das wird uns auch gelingen,
glauben wir nur fest daran.
Lass uns in der Menge springen.
Was die Musik so alles kann…!
Und so steht sie da,
Die Menge.
Vor Gott,
da sind wir alle nackt.
Sehen uns’re ganzen Sünden…
Mit Scham sag ich:
Ich hab’s verkackt!
Und doch
wird er mir das verzeihen
und ich selber tu’ das auch.
Manchmal nützt es wohl,
das Schreien,
dann entflieht die Wut dem Bauch.
Und dann stehe ich so vor Dir,
Tränen laufen über mich.
Du schließ mich in Deine Arme,
Unglück willst Du sicher nicht.
Und so trennen sich die Wege,
Du und ich,
wir gehen allein.
Doch es bleiben die Belege,
Denn das WIR,
Das war kein Schein.
Und ich durfte von Dir lernen
und Du lerntest auch von mir.
Und ich schau so nach den Sternen,
Und denke mir: Ich bleibe hier!
Hier,
Hier brennen viele Kerzen
und es leuchten - funkelnd -
Herzen!
Diese Stadt,
sie ist so viele,
viele finden ihren Platz.
Und wer geht,
ist auch gesegnet,
findet einen andren Schatz.
Und so lauf’ ich dann nach Hause,
freu’ mich auf mein warmes Bett.
Danke Dir für die Umarmung,
Du bist wirklich richtig nett!
© Sophie Bachmann, 2021