Psycho-Brokkolionische Verkrustung
Gestern aß ich Brokkoli 🥦
dabei spielten wir Monopoly,
zum Nachtisch einen Mon Chérie.
Heute fehlt mir Energie,
leer ist meine Batterie.
Fick Dich ins Knie,
Melancholie!
Ich geb‘ dem Brokkoli die Schuld,
dass ich heut‘ bin in Ungeduld,
dass meine Zeit nur langsam rinnt,
dass ich alles nervig find‘.
Doch wenn ich einmal innehalte,
ein paar Gänge runter schalte,
dann wird es wahr,
es wird mir klar:
Es lag doch nicht am Brokkoli,
der schadet keinem, niemals, nie.
War das Spiel Monopoly
der Grund für meine Apathie?
Das Spiel, das vielen hat gelehrt,
ein jeder seine Straße kehrt
und Häuser bauen Glück uns bringt,
wenn uns das Geldsammeln gelingt.
Was hat mich dieses Spiel gelehrt?
Hat es nur mein Gehirn geleert?
Nein, das kann man so nicht sagen.
Ich mochte es, das Geld zu jagen,
zu sammeln und zu investieren,
mit den Scheinen zu jonglieren.
Am liebsten war mir, was passierte,
wenn mal jemand pleite ging.
Denn meine Eltern, hab sie selig,
bewiesen stets sozialen Sinn.
Wenn jemand mal
kein Geld mehr hatte,
öffnete die Bank die Klappe
und teilte fleißig Scheine aus.
Und das Spiel, es war erst aus,
wenn das ganze Geld war raus.
Und so waren alle froh,
niemand weinte auf dem Klo,
alle hatten ihre Häuser,
ihre Straßen und Hotels
und wir teilten alles auf,
so war stets der Spielablauf.
Es lehrte mich, dass Teilen lohnt.
Dass niemand je alleine wohnt.
Dass es lohnt, was abzugeben,
ermöglicht, Glück für alle zu sehen.
Und darum lag es nicht am Spiel.
Ich denk einfach,
ich aß zu viel.
Am Ende lag‘s
am Mon Chérie.
© Sophie Bachmann, 2021
Gewidmet:
dem Sozialismus