Im Urwald
Wenn ich diesen Weg gehe
Diesen einen,
den Du mir zeigst
Diesen einen,
den Du schon gegangen bist
Diesen einen,
der Dich stark gemacht hat
Diesen einen,
den ich nur nachlaufen brauche
Wie ein Entenkind,
das seiner Mutter folgt
ohne zu fragen
Wenn ich diesen Weg gehe,
dann werde ich belohnt
Denn dann weißt Du,
was ich tue
Du verstehst
und Du kannst kontrollieren
ob ich auch auf dem Pfad bleibe
den Du vorgezeichnet hast
Weil es so schwer ist,
mir durch den Urwald zu folgen
Nicht zu wissen,
welche Liane
ich als nächstes greife
Nicht zu wissen,
welcher Tierlaut
als nächstes
meine Kehle verlässt
das quält
und es lässt Dich zurück
als Unwissenden
Und doch ist es schön
Schön zu sehen,
wie Du Dich freust
Freust
über die Lianen,
die wir entdecken
Und die Tiere,
die ihre Köpfe recken
sich aus dem Dickicht strecken
uns nicht erschrecken
denn der Urwald
er ist aufregend
Wir spüren,
wir leben
Und darum sollte mein Urteil
Dich nicht erschrecken
es soll nur verdecken
meine Angst vor der Wildnis
den Bäumen,
den Sträuchern,
den riesigen Hecken
und sollte mich wecken
mir meinen Rucksack zu greifen
die Angst im Gepäck
auf geht‘s!
Lass uns streifen
durch den Urwald
und reifen
durch den Dschungel zu schweben
durch das Chaos zu gehen
die Stimme zu heben
und die Chance zu ergreifen
die es uns schenkte,
das Leben.
© Sophie Bachmann, 2021