Herr Wunderlich
Es war ein brüllend heißer Tag
Die meisten waren weg geschwommen
Ein paar, die traf man an beim Sonnen
Und dann war da Herr Wunderlich
Er machte gerade einen Strich
In seinem Wetter-Hitze-Buch
Man hörte von ihm einen Fluch
„Viel zu warm,
das ist es heut!
Und ihr da oben
wisst Bescheid!“
Und dann machte er sich groß
und er lief in’s Rathaus los.
Er ging ganz freundlich zum Empfang
und sagte zu der Dame dann
„Für mich ist das ein großer Schritt,
denn ab heute spiel’ ich mit!
Und ich will nicht mehr länger warten,
wo geht es denn zum Kindergarten?“
Dann nahm er sein Erkennungszeichen,
das war ein kleines Schäufelchen
und lief in den roten Saal,
da wartete ein glatter Aal.
Zu dem sagte Herr Wunderlich:
„Hey! Ab heute spiel ich mit!
Nun sag, wie geht das alles hier?
Bist Du so lieb, erklärst Du‘s mir?“
Der glatte Aal schaute ihn an.
Herr Wunderlich,
der dachte sich:
„Wie abschätzig der schauen kann!“
Der Aal, er sagte:
„Du bist dumm.
Dir fehlen die Erfahrungen.
Und Du wirst auch überschätzt
Doch ich seh,
dass Du nur schwätzt.
Ich sag Dir jetzt,
wie das hier läuft.
Zuerst einmal:
Ein jeder säuft!
Dann ist es gut für Dich zu wissen,
auf Zärtlichkeit wird hier geschissen.
Hier brauchst Du feste Ellenbogen
Und am besten dicke Hoden
Dann üb‘ jetzt täglich
Dich zu wehren!
Sei Angsteinflößend!
Drohgebärden!
Und schaut sie weg,
die fiese Presse,
dann sag:
‚Ich hau‘ Dir auf die Fresse‘
Und wenn Dir das jetzt noch nicht reicht
Erklär ich Dir den besten Streich
Verschaff Dir Wissen
Über alle
Damit sie sitzen
In der Falle
Mit wem sie schlafen
Was sie konsumieren
Was sich halt eignet
Zum diskreditieren
Dann musst Du noch
Viel Fettes fressen
Und das Schönste
kommt zum Schluss,
Damit vertreib‘ ich
Kummer und Frust
Damit steigst Du
ganz schnell hoch
Mit der
ehrlichen Kunst
des guten Erpressens
Das Salz
bei jedem politischen Essen!
Ach, was ist das für ein Tag!
Ich hab‘ Dir viel zu viel gesagt.
Das muss wohl diese Hitze sein…
Nun, ich seh‘,
Du bist gemein,
und wir wollen ja nicht raufen
Darum gib‘ mir
jetzt (!!!)
Die Schaufel
Dann kannst Du wieder
nach Hause laufen
Und ich sag Dir noch mal (!)
Wir woll‘n ja nicht raufen
Und ich bitt‘ Dich
Stell Dich nicht an
Weil ich das gar nicht
leiden kann
Sonst sag ich es allen
Du!
Auf den Kanaren.
Das war wohl so
vor zwanzig Jahren.
Ich habe da Fotos
und Video-Clips!
Ein verbotener Deal!
Computerchips?
Oder waren es Waffen?
Auf jeden Fall
Warst Du ganz nackt
Betrunken
Auf Drogen
Ein echtes Wrack
Und dann waren da Frauen,
das waren noch Kinder,
die wurden bezahlt…“
„NEIN!“
Dem Wunderlich
wurde das alles zu hart
Er riss dem Aal
die Schaufel weg
Und rief ganz laut
„Was ist das für
ein Dreck?!“
Und dann nahm er
ganz leise
den kürzesten Weg
Schmiss sich
aus dem Fenster
Für alle ein Schreck
Und der Aal?
Nun, der seufzte
und schloss dann den Laden
Und dachte:
„Den Schwätzer,
den wollt‘ ich nicht haben.“
Und dann ruckte
und zuckte
sein Schulterblatt.
„Gut,
dass sich das
jetzt erledigt hat!“
© Sophie Bachmann, 2022
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