Fragen
Frag nicht wie es mir heut’ geht,
denn ich werde es nicht sagen.
Frag nicht nach dem nächsten Schritt,
denn ich werd’ ihn jetzt nicht wagen.
Frag nicht nach den großen Träumen,
denn die sind zunächst begraben.
Frag nicht nach den alten Plänen,
denn ich musste sie vertagen.
Frag nicht nach dem großen Glück,
denn ich werde es nicht jagen.
Frag mich nicht nach meinem Leid,
denn ich konnte es ertragen.
Frag mich nicht nach meinen Geistern,
denn ich konnte sie verjagen.
Frag mich nach den Sonnentagen.
Und dann werde ich Dir sagen,
dass mich viele lieb umwarben,
dass sich Chancen leicht ergaben,
dass mit Bandagen und Massagen
meine Farben nicht erstarben.
Danken tu ich für Fragen,
die sich auf dem Weg ergaben.
Und ich danke für die Gaben,
die wir alle in uns tragen.
Ich danke Dir für Deine Arme,
denn sie haben mich getragen.
Lass uns jetzt nicht mehr beklagen,
lieber feiern, was wir haben.
Lass uns ein Gedicht aufsagen,
verscheucht es doch das Unbehagen,
wenn wir es im Magen tragen.
Und wenn die Zweifel Dich zernagen
und Du fürchtest das Versagen,
kümmer’ Dich um Deine Narben.
Denn ich weiß vom Hörensagen,
manchmal hilft‘s sich einzugraben,
manchmal auch um sich zu schlagen,
das Elend in Dir anzuklagen.
Und so kannst auch Du es wagen,
Deine Seele wird Dich tragen,
sie wird Dir dafür Danke sagen
und Du wirst es besser haben.
© Sophie Bachmann, 2021