Die Nacht
Die Stadt, sie schläft
ganz leise schnarcht
die Kirchturmuhr,
es ächzt der Sarg,
in der dunklen Himmelsgruft,
es umgibt sie dieser Duft,
aus Frische und aus Dunkelheit,
ein Ruf ganz kurz die Nacht entzweit.
Die Sterne still am Firmament,
eine Kerze, die noch brennt,
ein letztes Auto unterwegs,
ein jeder sich zur Ruhe legt.
In der Stille, in der Nacht,
ja, da wird viel nachgedacht,
niemandem wird zugehört,
niemand, der beim Denken stört.
Und so tanken wir Gedanken,
nehmen Stille in uns auf,
denken mal ganz ohne Schranken,
Ideen fließen jetzt zuhauf.
Wir planen und wir stellen vor,
schenken uns mal selbst ein Ohr,
bis die Müdigkeit einkehrt,
wenn niemand sich dagegen wehrt,
dann sind bald alle Türen zu,
denn alle brauchen ihre Ruh‘.
Und so lösche ich das Licht,
denk’ ein letztes Mal an Dich.
Sag mir, Nachtmensch, wer bist Du?
Dann mach‘ auch ich die Augen zu.
© Sophie Bachmann, 2021