Die Ampel
Soll’n wir uns auf die Ampel freuen,
ist die der Weisheit letzter Schluss?
Sollte ich mein Kreuz bereuen
oder Euch schenken
einen Kuss?
Die Symbolik ist schon krass
und vielleicht schürt das auch den Hass.
Denn sie regelt säuberlich,
das rote Licht trifft mein Gesicht.
Doch dann wird die Ampel grün
und ich darf endlich weiter geh’n.
Muss nicht mehr geduldig warten,
Kann mich bewegen,
nicht mehr steh’n.
Laufe glücklich und in Frieden,
Geradewegs in meinen Garten.
Die Ampel wurde mal erfunden,
damit niemand mitgeschleift,
dass kein Auto einen Menschen,
zu Fuß oder mit Fahrrad streift.
Und so schützt sie
all die Schwachen,
die, die ohne Panzer fahren.
Viele wollen sie bewahren,
haben Angst vor den Gefahren.
Und es stimmt,
denn schon zu oft,
da kam die 112 zu spät.
Und dann ein neues weißes Fahrrad,
zeigt still auf
Brutalität.
Und die Wiener sind schon klug,
Gehen mutig neue Wege,
Erforschen tut sie eine Drohne…
Sie schaffen die Begegnungszone.
Und ich steh vor der nächsten Ampel,
Warte ab in Achtsamkeit.
Und ich träum’
Begegnungszonen
Überall
in meiner Stadt
Flächendeckend
und für alle
Verkehrsteilnehmende, die’s hat
Und die grün-gelb-rote Ampel…
Hat hoffentlich bald ausgeleuchtet.
Denn an einem Tag,
nem’ schwarzen
Wurden meine Aug’ befeuchtet.
Ein alter Mann fuhr über rot,
fast war’n zwei kleine Kinder tot.
Er hat wohl gar nichts mehr gesehen…
Lassen wir die Ampel ziehen,
Machen einen feinen Cut,
Die drei Stromverbrenner-Lichter...
die schaffen wir dann endlich ab.
© Sophie Bachmann, 2021