Der Dämon

Kalte Hände. Kälter noch das Herz.
Er kennt nur Wut. Er kennt nur Schmerz.
Ist des Lebens selbst nicht froh,
denn sein Hass brennt lichterloh.
Hellblaue Augen, aufgeweckt,
die Leere dahinter, gut versteckt,
lächelt er Dich lieblich an,
lächelt wie in einem Wahn.
Den Wahn lernst Du noch kennen.
Du wirst ihn nicht benennen,
aus Angst den Teufel zu rufen,
doch auch der Dämon läuft auf Hufen.
Der Schlag folgt Dir bis in den Traum,
gibt den Takt zu all dem Grauen,
das der Dämon Dir geschenkt
bis die Seele sich erhängt.
Längst schon hat er Dich gefangen.
Auch anderen ist es so ergangen.
Sie tranken von dem Liebestrunk,
glaubten all dem falschen Prunk
bis der Nebel sich lichtete
und er ihren Willen vernichtete.
Sie rufen Dir zu: „Lauf, Kind, Lauf!
Mach doch endlich die Augen auf!“
Nie werden sie ihn vergessen.
Nun ist er von Dir besessen.
Unzertrennlich will er sein
und erhöht sogleich die Pein.
Will er Dich nochmal verführen,
will er nur Dein Leiden spüren,
sanfter Hand, doch im Nu
drückt er Dir die Kehle zu.
„Morgen wird es besser sein“,
rufen seine Helferlein.
Doch Du hast ihn schon erkannt,
hast ihn aus dem Herz verbannt,
trägst Dein Liebstes eng an Dir,
schleichst Dich weg vom wilden Tier.
Pass nur auf, er wird Dich jagen,
wird Dir noch mehr Narben schlagen.
Dein Kampf ist noch nicht vorbei,
denn des Dämons schriller Schrei
hallt auf Deiner langen Flucht,
trifft Dich noch mit voller Wucht.
Selbst als sein Schatten verblasst,
spürst Du wie er Dich noch hasst
dafür, dass Dein Herz noch schlägt
und noch Hoffnung in sich trägt.
Du reißt Euer Band entzwei
und nun endlich bist Du frei.

© , 2021

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