Demut

Und so ziehen die Jahre vorbei,
mal mit Geschrei, mit Alltagsbrei,
nicht fehlerfrei, nicht zweifelsfrei,
doch immer wieder: Zauberei.

Ich such‘ nicht mehr
nach dem gelben vom Ei,
bestell‘ nicht mehr
versandkostenfrei,
spiel nicht mehr
Moralpolizei.

Ich hab‘ gelernt,
ich bin so frei,
wie ich mich fühle
und pack den Bus bis oben hin,
im Gepäck zwei Campingstühle,
Sit-In wird zum Lebenssinn,
scheint mir wie ein Hauptgewinn.

Und Du flippst die Schuhe weg.
„Komm, wir gehen dort um‘s Eck,
holen wir uns einen Snack!“

Wir teilen es, unser Gebäck,
brauchen dafür kein Besteck,
ich streichle Deinen Leberfleck.

Du machst einen Running Gag,
den einen mit dem Vogeldreck,
vergleichen unsern Babyspeck,
sinnieren noch den Lebenszweck.

Und wir kommen zu dem Schluss,
wir wollen keinen Überfluss.

Kein Tuareg in der Garage,
verzichten auf die Beletage,
fahren lieber Omnibus.
„Scheiß auf Kapitalzufluss!“

Ich stoppe Deinen Redefluss,
geb‘ Dir zärtlich einen Kuss,
wir schauen auf den Regenguss,
Essen Schokokuss mit Nuss,
alles scheint aus einem Guss.

So viel hab‘ ich schon angeschaut,
so vieles hab‘ ich aufgebaut,
traurig machte mich der Hochmut,
entdecke endlich was mir gut tut.

Es ist Dein Lachen,
Dein liebes Gesicht,
weiches, warmes Tageslicht.

Und es ist mein Lieblingsgericht,
eine Aussicht, ein Gedicht,
das Ende einer langen Schicht.

Trocken ist der Seele Blut,
Demut jetzt ein Attribut.

Hör‘ auf mein Herz
und schöpfe Mut.

Das mit uns,
das ist echt gut.

© , 2021

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