Beschriebene Blätter

Wir alle kommen auf die Welt,
wie ein weißes Blatt Papier.

Worauf dann bald schon Farbe fällt,
rot und grün und blau und gelb.

Ich male einen Superheld,
schraffiere, zeichne und skizzier‘,
notier‘, beschmiere und kaschier‘.

Probiere mich so richtig aus,
male eine kleine Maus,
die radier‘ ich wieder aus.

Und dann kommt das Leben rein
und es schenkt mir ein Design.

Beklebt mein Blatt mit Edelsteinen,
die glitzern, leuchten, funkeln, scheinen
und es reißt eine Ecke ab,
von meinem kleinen Lebensblatt.

Bevor ich mich dann echauffiere,
rennt das Leben durch die Türe
und ich bin wieder ganz allein.

Denke nur: „das war gemein!“
und schaue in den Sonnenschein.

Ich krempel‘ hoch mein Hosenbein,
lasse frische Luft hinein
und male einfach fleißig weiter
und schnell werd‘ ich wieder heiter.

Ich mal‘ uns zwei,
mich klein, Dich groß,
male uns auf einem Floß.

Schau‘ uns an,
sind so verschieden,
doch ich bin nicht unzufrieden.

Hoffe sehr,
wir schaffen das,
fehlt nicht immer irgendwas?

Jedem ist doch was zuwider,
Du magst Tulpen,
ich mag Flieder.

Kann nicht mehr tun,
als Dich lieben.

Denn mein Blatt,
es bleibt beschrieben.

Ich zeig‘ Dir meins,
Du zeigst mir Deins
und ganz plötzlich sind wir eins.

Ich schreie auf.
„Nein, nicht so schnell,
wir sind doch individuell!“

Und dann komm‘ ich Dir entgegen,
laufe langsam durch den Regen,
Du trägst einen Under-Cut,
ich in meiner Hand mein Blatt.

Aus Deiner Jeans
holst Du Dein Blatt,
es glänzt nicht,
es ist eher matt.

Jetzt hört er auf,
der Sommerregen.

Und dann die Frage,
wie ein Segen:
„Wollen wir uns zusammen legen?“

© , 2021

Von der Seele schreiben ...

Du kannst auch eigene Werke einreichen,
die dann veröffentlicht werden.